Bereits am Samstagmittag forderte das Landeskriminalamt (LKA) die Feuerwehr Koblenz zur Unterstützung bei einer Durchsuchungsmaßnahme an. Bei der Polizei war zuvor der Hinweis eingegangen, dass in
der Wohnung im Stadtteil Lützel unberechtigt sprengfähiges Material, Chemikalien und Waffen gelagert werden. Der Wohnungsmieter, ein 45-jährigen Deutsch-Slowaken mit pyrotechnischer Ausbildung, war
zuvor von slowakischen Polizeikräften in dem Haus seiner Mutter in Bela/Tschechien festgenommen worden. Dort lagerten zahlreiche Waffen, sprengfähiges Material, chemische Produkte und sogar
radioaktive Präparate wie Uranium 235 bzw. 238 ein.
Die diensthabende Wachabteilung der Berufsfeuerwehr und die Spezialeinheiten (Mess- & Dekoneinheiten) der Freiwilligen Feuerwehren der Stadtteile Horchheim, Karthause und Lay trafen am Samstag um
12:30 Uhr an der Einsatzstelle ein. Nach Rücksprache mit der Einsatzleitung der Polizei wurde von einer Radiologischen Gefahr (A-Lage) ausgegangen. Bereits auf der Anfahrt zur Einsatzstelle führte
der ABC-Erkunder (ABC-ErkKW) eine radiologische Messung durch, die bis zum Hauseingang führte. Die Messfahrt ergab keinerlei erhöhte Strahlenwerte. Nachdem der Kontaminationsnachweisplatz nach dem
Koblenzer Model „Rot-Gelb-Grün“ in Betrieb genommen war und die Strahlenschutzüberwachung eingeleitet wurde konnte ein ausgerüsteter Strahlen-Messtrupp das Gebäude und die verdächtige Wohnung auf
Strahlung überprüfen. Das radiologische Freimessen der zugemüllten Wohnung gestaltete sich schwierig. In der Messi-Wohnung bestätigte sich der Verdacht auf Materialien die dem Chemikalien- /
Sprengstoffgesetz unterlagen und unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fielen.
Nachdem die radiologischen Messungen keinerlei erhöhte Werte ergaben, wurde der Kontaminationsnachweisplatz zu einem Dekonplatz für einen chemischen Gefahrstoffeinsatz (C-Lage) umgebaut um im
Bedarfsfall die Reinigung der Einsatzkräfte mit einer Dekondusche sicherzustellen. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt bereits gefunden Gegenstände musste die Wohnung systematische ausgeräumt werden.
Hierzu waren neben den Polizeifachkräfte ein Messtrupp der Messgruppe eingesetzt, der die Gegenstände vor dem Abtransport auf radiologische und chemische Belastung überprüfte. Der Abtransport zur
zweiten Sichtungsstelle wurde mittels „Transportkette“ von zehn Feuerwehrkräften realisiert. Im Stundenrhytmus wurden die Einsatzkräfte ausgetauscht. Der enorme Kräftebedarf wurde durch die
Alarmierung von neun weiteren Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Koblenz sichergestellt.
An der zweiten Sichtungsstelle wurden auf Anweisung des LKA von den augenscheinlich gefährlichen Substanzen Proben genommen und anschließend in Gefahrgutsammelboxen sichergestellt. Die ungefährlichen
Wohnungsgegenstände wurden in mehreren Mulden verlastet.
Die Einsatzmaßnahmen erstreckten sich über zwei Tage und gingen bis zum Sonntagabend um 23:00 Uhr. Im Einsatz waren insgesamt 233 Feuerwehrkräfte, die komplette Messtechnik des ABC-Erkunders und des
AB-Atemschutz/Strahlenschutz sowie Spezialschutzausrüstung für 100 Einsatzkräfte. An den Folgetagen (Montag und Dienstag) wurde die Einsatzbereitschaft der eingesetzten Gefahrstoffkomponenten wieder
hergestellt sowie die Listung der über 250 sichergestellten Proben umgesetzt. Der gesamte Gefahrstoffeinsatz erstreckte sich somit über vier Tage.
Im Einsatz waren:
- Bürgermeisterin
- A-Dienst
- BF Koblenz 1.WA + 3.WA
- FF Koblenz mit 14 Einheiten
- Fachberater Gefahrstoffe
- Rettungsdienst
- SEG-San (OrgL / LNA)
- Ordnungsamt
- Kriminalpolizei
- Schutzpolizei
- SEK
- Landeskriminalamt
Autor: OBM Sascha Rehnelt - Berufsfeuerwehr Koblenz
Am 09.10.2010 um 19:16 Uhr erreichte die Einheit Bubenheim ein relativ brisanter Einsatz. Der Einsatzauftrag war primär die Räumung einer Wohnung im Koblenzer Stadtteil Lützel. Die
Brisanz bestand darin, dass der Besitzer der Wohnung in Prag (Tschechien) festgenommen wurde. In seiner Wohnung dort wurden u.A. Utensilien zur Sprengstoffherstellung gefunden. Insofern kam der
Verdacht auf, dass auch in seiner Koblenzer Wohnung entsprechende Gegenstände vorhanden sind.
Die 2-geschossige Wohnung und der Keller mussten also unter größter Vorsicht ausgeräumt werden, was aufgrund des Gerümpels, welches sich z.T. bis unter die Decke stapelte kein leichtes Unterfangen
war. Vor Ort waren ebenfalls der ABC-Zug der Einheit Horchheim sowie Beamte des Landeskriminalamtes.
Da am 9.10. bislang nur ein Raum von insgesamt 6 Räumen des ersten Stockwerks ausgeräumt werden konnten, wird sich der Einsatz wohl noch weitere Tage hinziehen.
Fortsetzung folgt...
Eingesetzte Kräfte Tag 1:
Gruppenführer: Kretzer
Maschinist: Richter
Angriffstrupp: Jäger/P.Wick
Wassertrupp: I.Wick/Meid
Schlauchtrupp: M.Baum/Bleidt
Melder: Heymann
Weitere Kräfte: Wabnitz, Kray
Autor: Stephan Kretzer
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